Alle Wege führen nach Rom – oder nach Fürgangen…
Ein megacooles Wochenende! Im wahrsten Sinne des Wortes, es war richtig kühl… Wieder einmal wurde das Goms heimgesucht. Und zwar nicht von Schlammlawinen, Schneestürmen oder Flüchtlingen, sondern nur von einer 10-köpfigen Special Force Einheit von SPECIAL-EVENTS natürlich… Die Bern-Thun Fraktion bestehend aus Rolf, Ursula, Sigi, Gere, Roger, Fritz und Theres wurde diesmal gleich mit drei „Üsser Schwiz + Üsser Bern“ Mitgliedern Thomas, Christine und Isabelle verstärkt (es dauert also nur viereinhalb Stunden von Fürgangen bis Unterägeri, nicht fünf, habe wieder einmal masslos übertrieben…).
Aber kommen wir zur Wanderung: Die geplante fiel ins Wasser – nein, nicht ins Wasser, in den Schnee! Wir waren nur eine knappe Woche zu spät dran für den Gommer Höhenweg; aber es gibt ja wie es der Titel sagt, nicht nur einen Weg ans Ziel. Rolf hat den richtigen Entscheid getroffen: Statt die Wanderung wegen des Kälteeinbruchs und der zweifelhaften Wetterprognose abzusagen, hat er in letzter Minute umdisponiert und sich für die mittlere Variante zwischen Höhenweg und Rottenweg entschieden.
So steigen wir also am ersten Tag eine Station früher aus dem MGB-Zügli und beschreiten nach dem obligaten Einstiegskaffee in Obergesteln statt den Höhenweg im Tiefschnee den Waldweg im Tiefschatten. An der Sonne ist es noch herrlich warm, aber verschwitzt im Schatten herumstehen liegt nicht drin, ohne ein gröberes Erkältungsrisiko einzugehen. Sogar den ersten Schnee der Saison haben wir unter den Füssen, aber nur ganz wenig. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, die im kurzärmligen T-Shirt durch die Gegend wandern…
Der Weg ist trotz geringer Höhenunterschiede schweisstreibend. Es geht zwar nur wenig rauf und runter – aber dafür andauernd! Nach der Halbzeit beschliesst Chris (welche erstmals an einem SPECIAL-EVENT dabei war), dass sie sich definitiv als Wandervogel nicht eignet und nimmt die Roadrunnervariante als Soloetappe unter die Füsse! Im Eiltempo lässt sie uns stehen und zieht im Tal dem Hotel entgegen, während wir auf einer kleinen, sonnigen Lichtung die kalten Rücken aufwärmen und die nassen T-Shirt und Jacken trocknen lassen, bevor wir weiterwandern, auf und ab und auf und ab..
Aber die Sonne belohnt unseren Einsatz und hält sich bis kurz vor der Ankunft im Hotel Joopi in Reckingen. Man merke: Das ist ein echtes Innerschwizer Wort und bedeutet Eule in Walliserditsch. Nach rund 12 km (insgesamt knapp 500 Meter hoch und etwas über 500 Meter runter) und knappen vier Stunden Wanderzeit freuen sich alle auf die heisse Dusche und einige auch auf das kühle Bier ☺ .
Die Zimmer sind fantastisch, das ganze Hotel ist wirklich schön, gemütlich und das Essen am Abend ein Highlight. Neben Cholera und Typhus gibt es auch normales Wild und Entrecôte, sämtliche Gerichte sind im Nu verputzt und die ganz grossen Mägen genehmigen sich noch ein Dessert. Leider sind wir mittlerweile fast alles ältere Semester, so dass niemand mehr aufbleiben mag und die mitgebrachten Spiele nicht mehr ausgepackt werden. Ja, ja, das Feuer der Jugend ist lange her…
Auch Schlafen ist nicht mehr ganz so simpel: die einen Schwitzen, die anderen Schnarchen, aber am Morgen sitzen trotzdem alle um punkt 8 am Tisch und geniessen das wunderbare Frühstücksbuffet. Obwohl es der letzte Tag ist, an dem das Hotel noch geöffnet hat in der Herbstsaison, ist die Auswahl gross und der Service perfekt. Das tolle Hotel erleichtert Chris die Entscheidung, sich auch heute nicht der Gruppe anzuschliessen, sondern das Zimmer etwas länger zu geniessen und uns erst am Endpunkt der Wanderung wieder zu treffen. Denn dort lauert auf der anderen Talseite auch noch die vermaledeite Hängebrückenüberquerung, die für Höhenängstliche eine grosse Herausforderung ist…!
Nachdem wir anderen 9 im in wunderbarer Weise am Sonntag geöffneten Volg (ja, Volg, nicht Aldi, nicht Lidl, nicht Usego oder anderen ausgestorbenen Detaildinosaurier) noch die Mittagsverpflegung eingekauft haben geht es weiter talauswärts. Zuerst ein Stück dem Rotten entlang, dann wieder auf den Waldweg. Aber wo ist er denn geblieben??? Ist er oben? Oder rechts? Oder wieder retour? Oder aber stehen wir schon drauf? Ein typisches Special-Events Indianer Palaver bringt nach gefühlten Stunden die richtige Entscheidung (es geht einfach geradeaus weiter) und wir wissen nun, das weder Google Maps noch SchweizMobil immer exakt wissen was die Wanderwege im echten Gelände tun… Aber DAS war noch nicht die letzte schwierige Entscheidung!
Gere und Isabelle bilden eine neue Splittergruppe und ziehen die Waldesruh und die weichen Fichtennadeln unter den Füssen dem Café Crème und dem Strassenlärm vor. So einen Event gab es noch nie! Abtrünnige allenthalben! Aber die Strafe folgt auf dem Fuss. Schon nach den ersten hundert Metern bleiben Gere und ich kläglich in umgefallenen Baumstämmen und Ästen hängen und müssen vorerst zurück zur Gruppe. Im zweiten Anlauf klappt es dann und wir nehmen unsere Waldwegverlängerungsvariante unter die Füsse. Dort finden wir zwar keine Espressomaschine, aber wiederum ein schönes, sonniges Fleckchen für die Mittagspause mit angeregten Diskussionen.
Dank Mobiltelefonie, gutem Wetter und simpler Geographie finden wir für die letzten Kilometer wieder zur Gruppe und bewältigen nach einem letzten, 2 km langen Asphaltanlauf die schwankende, fast 100m hohe und 300m lange Goms-Bridge gemeinsam mit Bravour. So muss man sich im Krähennest auf einem Segelschiff fühlen, es war also schon nicht ganz ohne!
Gottseidank hat die Brücke ein gutes Geländer und ist noch brandneu (Eröffnung im Juni dieses Jahres). Ein würdiger Höhepunkt eines schönen Wanderwochenendes! Am Bahnhöfli von Fürgangen-Bellwald treffen wir auch wieder auf Chris und wir reisen alle gemeinsam bis nach Brig. Dort verabschiedet sich dann die Zürcher Splittergruppe, die den direkten Zug nach Züri nimmt vom Rest und ich trinke im Speisewagen den verpassten Kafi nach.
Danke, es war wiedermal super und es hat sich gelohnt!
Isabelle Not